Sport im Verein macht Spass
In Köln simmer dabei zum Album HIER klicken.
Treffpunkt Freitag, 9:00 Uhr, auf dem Parkplatz der Einkaufsstadt Dodenhof. Als alle da
sind, stellen wir uns zum ersten Gruppenfoto auf. Dann tüteln wir im Bus gemütlich
Richtung Süden. Wir, das sind 30 Runner vom Laufteam Dodenhof. Die Einkaufsstadt hat
einen Running-Shop. Die Verkäuferin dort ist auch gleich die Trainerin und heißt Dagmar.
Mit ihrem Mann Thomas organisiert sie als Krönung eines 12 Wochen langen
Marathontrainings mit individuellen Trainingsvorgaben eine drei tägige Reise nach Köln.
Das gesamte Programm ist eine feine Sache und spricht vor allem Marathon- und
Halbmarathoneinsteiger an. Das Laufteam trifft sich in den 12 Wochen bis zu dreimal die
Woche zum gemeinsamen Training. Je nach Laufvermögen und -ziel gibt es Tempo- und
Distanzvorgaben. Dazu wird dem Teilnehmer das passende Outfit vom Laufshirt bis zum
Laufschuh gesponsert. Und dann ist es soweit. Der Marathonstart steht unmittelbar bevor.
Auch die Busfahrt, das Hotelzimmer und der Startplatz gehören zum Programm, dass Dank Sponsoring sehr günstig ausfällt. Eine
einzigartige Sache aus der einzigartigen Einkaufsstadt.
An die 50 Teilnehmer zählt die Trainingsgruppe. Die, die nicht mit nach Köln fahren, laufen beim Marathon in Bremen mit, welcher
auch am 1. Oktober 2017 über die Bühne geht.
Zur drei tägigen Reise gibt es natürlich ein Programm, welches Thomas uns im Bus auf einem DINA-4-Blatt übergibt und auch gleich
moderiert. Wir erfahren, dass wir in Köln zunächst das Gestüt „Rennstall Schieren“ besuchen werden. Das wir etwas verspätet
eintrudeln, liegt an den staugeplagten Straßen in NRW.
Im Gestüt werden erfolgreiche Galopprennpferde untergebracht, versorgt und trainiert. Die Pferde rennen zwar schneller als wir,
aber nicht soweit. Marathonläuferin Anneke hat gleich doppeltes Glück: erst tritt sie in Hunde AA und dann wird sie von der
Fuchsstute Lacazar feucht angeschnaubt. Ein besseres Omen für den Marathon gibt es nicht.
Im stop and go tüteln wir durch den Feierabendverkehr bis nach Köln/Deutz. In der LanXESS-Arena sind Marathonmesse und
Startnummernausgabe organisiert. Am Eingang wieder Stau. Aber okay, wegen der Terrorgefahr werden die Taschen aller
eintretenden kontrolliert. Wir schnuppern in die Messe hinein und sind sehr angetan. Sportartikel- und Gesundheitsangebote
werden übersichtlich, locker und licht ausgestellt.
Das Hotel Lindner liegt direkt im Kölner Zentrum, was für uns ideal ist. Denn wir können von hier aus bequem flanieren und auch
das Marathonziel am Sonntag ist dicht anbei. Klar gibt es hier auch eine vielfältige Auswahl an Restaurants. Wir finden bei einem
Spanier hervorragenden Platz. Später stehen wir vor der beindruckenden Kulisse des Kölner Doms, der sich in den Sternenhimmel
zu erstrecken scheint. Gleich daneben bauen emsige Helfer bis in die Nacht die Zieleinlauftribüne auf. Es duftet schon nach
Marathon.
Das Laufteam Dodenhof startet samstagfrüh in der Dämmerung zum Morgenlauf. Verdutzt starren uns heimwärts pilgernde
Männer mit Bierflaschen in den Händen an. Wir gucken nicht minder verdutzt zurück. Hier und da zerbrochene Bierflaschen auf
den Wegen. Aber dann am Rhein atmen wir die erfrischende Morgenluft ein und freuen uns auf den Tag.
Der ist verregnet, hält uns aber nicht vom städtischen Flanieren ab. Im Dom zünden wir ein Licht an: Glücksbringer für den
morgigen Marathontag. Am Abend dann die Pastaparty im Hotel. Mit dabei auch die Lauftruppe um unseren Star Sabrina
Mockenhaupt. Mocki ist herrlich offen und unkompliziert. Sie will morgen den Halbmarathon in 1h:15min gewinnen.
In Köln regnet es nur jeden zweiten Tag und so haben wir beim Marathon sonniges Spätsommerwetter. Während wir auf die andere
Rheinseite nach Deutz hinüberpilgern, sind an die 12 000 Halbmarathonläufer auf der Strecke. Einige vom Team Dodenhof sind
darunter, wir winken Dagmar und Thomas zu. Auf der Videoleinwand sehen wir Mocki im Zweikampf mit Laura Hottenrott um den
Sieg kämpfen. Die erfahrenere Mocki gewinnt das Ding in 1h12min02sec!
Wir geben die Kleiderbeutel ab, suchen die Toiletten auf, reihen uns in unsere Startblöcke ein. Der Startschuss wird mit AC/DC’s
„Hells Bells“ und Konfettiregen vollzogen. Blockweise werden die 5 000 Teilnehmer auf den Weg geschickt. Ohne Stau laufen wir
gleich locker los. Allet jut in Kölle.
Die Anspannung ist verflogen, endlich geht es los. Jeder hat seinen individuellen Plan, sein Marathonziel. Dagmar und Thomas
haben für jeden eine Marschroute ausgerechnet: wie schnell sollen jeder Kilometer gelaufen werden, um in der individuell
bestmöglichen Zeit im Ziel anzukommen. Da ist Anna, die bei ihrem zweiten Marathon in 4:20min ankommen will. Für Izabella
wurde bei ihrem ersten Marathon eine Zielzeit von 4:15 errechnet. Laufpartner Andreas wird sie dabei unterstützen. Und da sind
die erfahreneren Sonja und Jens, die unter vier Stunden finishen wollen.
Der Kölnmarathon ist bei repräsentativen Umfragen in Deutschland stets unter den 10 beliebtesten Marathons zu finden. Uns wird
bald klar, warum das so ist. Es liegt nicht nur an der reizvollen Strecke, die zunächst am Rhein entlangführt, später dann mehrmals
das Zentrum quert und einige benachbarte Stadtteile durchläuft. Berüchtigt ist der Kölnmarathon vor allem für seine Stimmung.
Da sind die internationalen und die kostümierten Teilnehmer gut anzusehen. Wir sind in einer Karnevalhochburg, Hellau! Was in
Köln auf keinen Fall fehlen darf, ist Musik am Streckenrand. So heizen uns Spielmannzüge mit Trommelwirbeln, schrille
Gitarrengruppen oder Konservenmusik von Karneval- bis Heavy Metalhits ordentlich ein. Und schön, was sich im Publikum abspielt.
Da sind reichlich Kinderhände, die abgeklatscht werden wollen, da sind einige wahre Stimmungsnester, die uns anspornen.
Das wird für die Marathonis zwischen km 20 und 30 gar zu einer Gefahr. Der Marathon ist in einer entscheidenden Phase. Uns geht
es noch gut, doch wenn wir jetzt überpacen, werden wir ab km 35 dafür büßen. Doch kluge, d.h. Kräfte einteilende Zurückhaltung
fällt schwer, wenn z.B. bei km 24 zwischen Rudolf- und Friesenplatz in einem dichten Publikumsspalier richtig die Post abgeht. Sie
wird quasi unmöglich, als wir bei km 27 in das Revier vom Laufclub run squad cgn kommen! Ein kurzes aber das heftigste
Zuschauerspalier beim heutigen Marathon. Harte Musik, frenetisch anfeuernde Leute, Konfettiregen, ein tanzender Löwe. Hier
brennt die Luft! Wie halten die Mädels und Jungs das stundenlang durch? Die Kölner können halt richtig Party, wenn‘s geht
Karneval das ganze Jahr.
Da tuen ruhigere Passagen auch mal gut. Und auch die Verpflegungsstände. Sie sind übersichtlich und durchdacht angeordnet. Erst
gibt es nur Wasser, dann auch Bananen, ab km 21 zusätzlich Energiegetränk, später zusätzlich Cola und Energiegel.
Und dann kommt der Km 35 und einige von uns können das Tempo nicht mehr halten. Jetzt ist der Kampf gegen sich selbst
angesagt. Die Beine schmerzen, Krämpfe kommen, der Körper läuft heiß.
Nach 40 km ein abgezäuntes Spalier für die Läufer, dahinter heißes Publikum. „Da simmer dabei“, beim Rhein Energie Marathon:
bis zum Finale. So tragen oder so werden wir getragen übern Neumarkt bis in die Hohe Straße. In der Einkaufspassage ragen die
Domspitzen über die Hausdächer hinaus. Da simmer wirklich. Links rein in die Zielgasse. Unterm Zieltor Jubel pur, dahinter die
Schmerzen schon vergessen.
Würdig und stolz empfangen wir die Finisher-Medaille. Anna hat es in 4h16min geschafft und liegt Dank zweiter schnellerer
Marathonhälfte gar über dem Plan. Gegenüber dem Vorjahr, in dem sie mit dem Laufteam Dodenhof am Berlinmarathon teilnahm,
verbesserte sie ihre Marathonzeit um genau eine halbe Stunde. Izabella gelingt ihr Debüt, an Andreas Seite bleibt sie unter
4h15min. Bei Sonja und Jens hat es nicht so gut geklappt. Sie leiden ab km 35, schaffen es aber knapp über 4h ins Ziel. Die
schnellste ist tatsächlich Anneke: 3h40min! Da haben Tretmine und Pferdespucke tatsächlich Glück gebracht.
Wir tüteln jetzt gemäßigt durch das üppige Verpflegungsdepot. Es gibt über Obst, Nascherei und Schorle auch Suppe, Hotdog und
Schmalzstulle. Und auch Bier: 22 000 Liter Kölsch stehen bereit! Aber wer schafft schon viel direkt nach dem Marathon?
Das sieht am Abend im Braugasthof am Friesenplatz anders aus. Notgedrungen wohlgemerkt. Denn dort gibt es kein alkoholfreies
Bier, keine Cola, keine Schorle. Immerhin gibt es Wasser zu trinken, sonst bleibt nur das eine: das hausgebraute Kölsch. Doch wir
wissen: Köln ist nicht nur Kneipen und Kölsch, Köln ist liebenswert und lebensfroh, Köln ist auch Marathon.
Anderntags tüteln wir im Bus wieder Richtung norddeutsche Heimat. Wir sinnieren und reden über das Erlebte. Das war nicht nur
der Halb- oder der Marathon. Das Team ist eine freundschaftliche Gemeinschaft, die bei dieser Reise weiter zusammengewachsen
ist. Schon werden neue Pläne für das kommende Jahr geschmiedet. So auch im Laufteam Dodenhof, welches im Frühjahr mit
einem Kurs für Laufanfänger startet: von 0 auf 5 km mit Fit in den Frühling. Und dann beginnt ab Juli das Training für den
Herbstmarathon.